Die Täter und ihre Handlanger

Als württembergisches Landes-KZ liegt das Ulmer Lager wie jenes auf dem Heuberg in der Verantwortlichkeit der Politischen Polizei. Diese ist beim Innenministerium des Landes Württemberg angesiedelt. Die Finanzierung des „Schutzhaftlagers“ erfolgt aus Mitteln des Landes und des Reiches etwa im Verhältnis vier zu eins. Eine geringere Summe wird durch den „Kostenersatz“, den die Häftlinge zu zahlen haben, erwirtschaftet. Für 1934 betragen die Gesamtkosten ca. 130.000 Reichsmark. Davon entfallen ca. 50.000 Reichsmark auf Personalkosten.

Bei Einrichtung des Kuhberg-Lagers umfassen die Wachmannschaften etwa 120 Mann, dazu sechs Verwaltungsangestellte. Bei Schließung des Lagers im Juli 1935 sind es noch 29 Wachleute. Demnach stehen sich am Ende Häftlinge und Wachleute im Verhältnis eins zu eins gegenüber. Die Wachmannschaften bestehen zum kleineren Teil aus Schutzpolizisten und zum größeren Teil aus SA-Leuten, die bereits als Hilfspolizei im KZ Heuberg Dienst taten. Kommandant ist Karl Buck, der dies seit April 1933 auch schon auf dem Heuberg war. Die Wachmannschaften auf dem Kuhberg bestehen aus Mitgliedern der Schutzpolizei, der SA und der SS, die jeweils ganz oder teilweise ihre entsprechenden Uniformen tragen. Erst nach dem „Röhm-Putsch“ Ende 1934 tragen die Wachleute auf dem Kuhberg die schwarzen Uniformen der SS. Viele der als Wachleute eingestellten SA-Männer waren, bevor sie 1933 als Hilfspolizei eingestellt wurden, arbeitslos. Häufig kennen sich Wachleute und Häftlinge aus deren jeweiligen Heimatorten. Als ehemalige Gegner in den Straßen- und Saalschlachten verüben Wachleute an den hilflosen Häftlingen auch persönliche Racheakte. Disziplinarisch unterstehen die Wachleute dem Kommandanten. Sie werden wiederholt wegen Disziplinlosigkeiten wie Zuspätkommen bestraft, nie aber wegen Übergriffen auf die Gefangenen.

Zum Leiter der Landeszentrale der Politischen Polizei in Stuttgart wird im April 1933 der promovierte Jurist, Amtsrichter und SA-Standartenführer Hermann Mattheiß berufen. Damit trägt er auch die Verantwortung für die württembergischen „Schutzhaftlager“. Im Zusammenhang mit dem „Röhm-Putsch“ wird er am 30. Juni 1934 verhaftet und am 1. Juli in Ellwangen ermordet. Sein Nachfolger als Chef der Politischen Polizei wird das SS-Mitglied Walter Stahlecker.

An der Spitze der Lagerverwaltung steht mit einem kaum kontrollierten Handlungsspielraum gegenüber Häftlingen und Wachleuten der Kommandant. Es ist der 1894 in Stuttgart geborene Karl Buck, im Ersten Weltkrieg Offizier und danach als Ingenieur tätig. Er leitet das KZ Heuberg ab April 1933 und darin das KZ Kuhberg bis zu dessen Schließung. Ab Oktober 1935 bis 1940 ist er Kommandant des KZ Welzheim, 1941 übernimmt er die Kommandantur des „Sicherungslagers“ Schirmeck-Vorbruck im Elsass. Wegen der dort begangenen Morde wird Buck nach der Befreiung des Lagers verhaftet und von einem britischen und einem französischen Militärgericht dreimal zum Tod verurteilt, dann jedoch zu Lebenslänglich begnadigt. Im April 1955 wird er von Frankreich an die Bundesrepublik ausgeliefert. Danach lebt er bis zu seinem Tod 1977 als freier Bürger in Rudersberg. Ehemalige Häftlinge der KZ Heuberg, Kuhberg und Welzheim versuchen wegen der dort begangenen Taten 1955 gegen Buck einen Prozess anzustrengen, was aber misslingt.

Fotorundgang durch die Ausstellung