Am 6. Juni 1945 wurde Robert Scholl, Vater von Hans und Sophie Scholl, von der US-Militärregierung als Oberbürgermeister von Ulm eingesetzt. Zwischen 1942 und 1944 war der liberale Verwaltungsfachmann, der 1930 mit seiner Familie nach Ulm gezogen war, mehrfach aufgrund seiner ablehnenden Haltung gegenüber dem Nationalsozialismus inhaftiert darunter auch nach der Ermordung seiner beiden Kinder. Im November 1944 wurde Scholl schwer erkrankt aus dem KZ Kislau bei Karlsruhe entlassen. Er erlebte die Befreiung auf einem Bauernhof im Schwarzwald, nachdem er in Ulm in der NS-Zeit diffamiert und ausgegrenzt worden war.
Der politisch unbelastete Scholl folgte 1945 auf den vorherigen kommissarischen OB Karl Eychmüller. Gemeinsam mit dem ihm zur Seite gestellten antifaschistischen Beirat wirkte er beim demokratischen Wiederaufbau der Stadt maßgeblich mit. In seiner Funktion als Ulmer Oberbürgermeister war er gleichzeitig Mitglied der „Volksvertretung Württemberg-Baden“ und konnte somit auch überregional politisch agieren.
Am 21. März 1948 unterlag Scholl bei der ersten Ulmer „Volkswahl“ seinem konservativen Konkurrenten Theodor Pfizer, welcher fortan bis 1972 Ulmer Oberbürgermeister war. Nach dieser Wahlniederlage zog sich Scholl aus der aktiven Kommunalpolitik zurück und zog nach München. Gemeinsam mit Gustav Heinemann und Martin Niemöller war er Mitgründer der „Gesamtdeutschen Volkspartei“ (GVP). Robert Scholl starb 1973 in München. Heute ist ein Platz in der Ulmer Innenstadt nach ihm benannt.