Am 7. Mai 1945 ernannte die amerikanische Militärregierung der Stadt den Direktor der Wieland-Werke, Karl Eychmüller, zum neuen Oberbürgermeister der Stadt, obwohl dieser im NS eng mit dem Regime verflochten war.
Karl Eychmüller, 1892 in Ulm geboren, gehörte 1920 zu den Mitgründern des nationalistischen und republikfeindlichen Wehrbunds „Schwabenbanner Ulm“. Er trat 1933 in die NSDAP ein, war „städtischer Ratsherr“ und wurde 1936 vom Reichswirtschaftsminister zum Präsident der Ulmer IHK ernannt. Mit Kriegsbeginn stellte seine Firma u. a. Munition und andere kriegswichtige Metallwaren her. Mit Verschärfung des Krieges und der daraus resultierenden steigenden Zahl an Zwangsarbeiter*innen in Ulm verhandelte der mittlerweile zum „Wehrwirtschaftsführer“ aufgestiegene Eychmüller mit der NS-Stadtregierung die Einrichtung und Finanzierung eines Zwangsarbeiter*innenlagers am „Roten Berg“ in Ulm. In seiner Funktion als Präsident der IHK Ulms war er gleichzeitig eine lokale Schlüsselfigur in der Errichtung des Ulmer Zwangsarbeitssystems. Ab 1944 entwickelten die Wieland-Werke zentrale Elemente der als „Wunderwaffe“ propagierten „V-2“-Rakete.
Nach einigen Wochen im Amt als Nachkriegsoberbürgermeister wurde Karl Eychmüller inhaftiert und in einem Spruchkammerverfahren als „Mitläufer“ eingestuft. Er zog sich aus dem politischen Leben zurück und wurde erneut Vorstands- und Aufsichtsratsvorsitzender der Wieland-Werke. 1977 wurde er sogar zum Ehrenbürger der Stadt Ulm ernannt, einen Titel den der 1981 verstorbene Eychmüller noch heute innehält.