Am frühen Morgen des 19. Aprils 1945 wurde der 25-jährige französische Zwangsarbeiter François Joseph Weiss am Ulmer Charlottenplatz öffentlich hingerichtet. Der Vater von zwei kleinen Kindern war wegen des „Diebstahls“ von einem Paar Filzstiefeln aus einem beschädigten Güterwaggon verhaftet worden. Der Ulmer Amtsgerichtsdirektor Dr. Fritz Grub, überzeugter Nationalsozialist, verhängte nur 5 Tage vor Befreiung der Stadt Ulm das Todesurteil und ließ den Leichnam nach der Hinrichtung 24 Stunden öffentlich ausstellen. Diese dramatische Geste des Unrechts zeigt: Obwohl der Zusammenbruch des NS-Regimes unmittelbar bevorstand, funktionierten Justiz und Machtstrukturen bis zum Ende.
Am 12. April 2025 wurde auf dem Charlottenplatz im Beisein des Großneffen von Francois Joseph Weiss, der Ulmer Kultur- und Sozialbürgermeisterin Iris Mann und des französischen Generalkonsuls Gaël de Maisonneuve ein Mahnmal für den ermordeten Weiss eingeweiht. Die Gestaltung erfolgte nach dem Entwurf der Schüler*innen Ecrin Nur Karakas und Mehmet Efe Serpin (Kepler Gymnasium Ulm), damit „kein Gras darüber wächst“.