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Ulm vor 80 Jahren: Tagebucheintrag von Herbert Wiegandt vom 13. Mai 1945

Stefan Wiegandt

Diesen Eintrag verfasste der 31-jährige Kriegsheimkehrer Herbert Wiegandt am 13. Mai 1945 in seinem Tagebuch. Darin dachte der Ulmer Intellektuelle kritisch über die Mentalität seiner Mitmenschen in der unmittelbaren Nachkriegszeit nach. Seine Reflexionen spiegeln als frühe mentalitätsgeschichtliche Quelle eine bis heute andauernde Geschichte von Schuldverdrängung bzw. –umkehr.

Der 1914 in Ulm geborene Herbert Wiegandt studierte in Heidelberg und München Geschichte, Kunstgeschichte, Literaturwissenschaft und Philosophie. Sein wichtigster Lehrer während des Studium war Karl Jaspers, zu dessen engerem Schülerkreis Wiegandt gehörte. 1939 wurde er zur Wehrmacht eingezogen und war bis 1945 in verschiedenen Feldlazaretten vorwiegend an der Ostfront eingesetzt. Am 3. Mai 1945 kehrte er nach einem langen Fußmarsch in seine Heimatstadt Ulm zurück, wo er die inzwischen befreite Stadt während der letzten Kriegstage erlebte. Von 1949 bis 1965 leitete er die Ulmer „Volksbibliothek“, die heutige Stadtbibliothek. Seine Tagebucheinträge und Erinnerungen wurden 2002 in der Publikation „Inselexistenz“ von der Stadtbibliothek herausgegeben und sind ein einzigartiges regionales Zeugnis der NS-Zeit.

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