Am 19. Mai reichte der frühere Redakteur der sozialdemokratischen „Donauwacht“, Johannes Weißer, beim amerikanischen Stadtkommandanten eine Liste mit Namen antifaschistischer Ulmer ein, die er als Mitarbeiter für den amtierenden Oberbürgermeister vorschlug. In vielen anderen deutschen Städten gab es bereits ähnliche Beteiligungsstrukturen, die den politischen Neuanfang gemeinsam mit den alliierten Besatzungsmächten „von unten“ vollziehen wollten. Der Initiator dieser Liste, Johannes Weißer, war selbst als überzeugter Sozialdemokrat im Jahr 1933 für mehrere Monate im KZ Heuberg inhaftiert. Neben ihm stand auch Georg Siegwarth auf der Liste, welcher bis 1933 für die KPD im Gemeinderat der Stadt Ulm saß. Während der NS-Zeit wurde er wegen „Hochverrats“ für mehr als zwei Jahre inhaftiert. Für den antifaschistischen Mitarbeiterstab wurden insgesamt 12 Menschen vorgeschlagen, die von der US-amerikanischen Militärregierung Anfang Juni 1945 als Beirat genehmigt wurden.
Johannes Weißer war nach 1945 nicht nur in der Kommunalpolitik als Vorsitzender der Ulmer SPD aktiv. Ab 1946 gehörte er auch der „Vorläufigen Volksvertretung“ später der „Verfassungsgebenden Landesversammlung“ an. Im Anschluss wurde er in den ersten Landtag gewählt, dem er bis 1950 angehörte. In Ulm gab er nach dem Krieg gemeinsam mit Kurt Fried und Paul Thielemann die „Schwäbische Donauzeitung“ heraus, die Vorgängerin der heutigen „Südwestpresse“.