Am 6. Januar 1934 berichtete die New York Times über die Verhaftung der Pfarrer Alois Dangelmaier und Josef Sturm. Mit der Inhaftierung beider Pfarrer im KZ Oberer Kuhberg setzte das NS-Regime in Württemberg eine Drohgebärde gegenüber der katholischen Kirche, die bis ins Ausland vordrang. Zum Internationalen Tag der Archive (International Archives Day) erinnern wir an Pfarrer Josef Sturm, der am 9. Juni1885 in Hüttlingen geboren wurde. Sturm gab sich früh als NS-Gegner zu erkennen, er bezeichnete den Nationalsozialismus in einer Predigt als „Bewegung nicht von Gott, sondern vom Teufel, und wenn sie vom Teufel ist, hat sie auch kein Bestehen.“
In seiner Heimatgemeinde Waldhausen begannen bereits direkt nach der Verhaftung Bemühungen um seine Freilassung. Neben kirchlichen Stellen initiierten zwei Waldhausener Gemeindemitglieder kurz nach der Verhaftung Sturms eine Unterschriftenaktion und wurden dafür ebenfalls verhaftet.
Dennoch blieb Sturm bis zum 22. März 1934 am Oberen Kuhberg inhaftiert und musste von Beginn an Demütigungen über sich ergehen lassen. Nach Aussage des Mithäftlings Emil Faller wurden dem Pfarrer etwa nach seiner Ankunft die Haare geschnitten, während SA-Männer um ihn herum das Kirchenlied „Vom Himmel hoch da komm ich her“ sangen. Brechen ließ sich Sturm in Haft trotz aller Schikanen nicht. „Ich bin froh, dass ich an ein einfaches und anspruchsloses Leben gewöhnt bin“, schrieb er seinen Eltern und Geschwistern Ende Januar 1934.
Nach seiner Freilassung durfte er nicht nach Waldhausen zurückkehren, stattdessen war er bis zu seinem Ruhestand 1959 Pfarrer im oberschwäbischen Emerkingen. Josef Sturm starb am 6. Juli 1985 knapp einen Monat nach seinem 100. Geburtstag und kurz vor seinem 75. Priesterjubiläum.
Das Archiv des DZOK enthält zahlreiche Quellen und Dokumente zu den etwa 600 Häftlingen, die zwischen November 1933 und Juli 1935 aus vorwiegend politischen Gründen am Oberen Kuhberg inhaftiert waren. Das Archiv und die öffentlich zugängliche Häftlingsdatenbank werden laufend erweitert.