„Ich bin nach wie vor der Meinung, das Beste getan zu haben, was ich gerade jetzt für mein Volk tun konnte. Ich bereue deshalb meine Handlungsweise nicht und will die Folgen, die mir aus meiner Handlungsweise erwachsen, auf mich nehmen.“ Gestapo-Vernehmung, 20. Februar 1943. (BArch R 3018/704)
Das Beste – was die damals 21-jährige Sophie Scholl tun konnte – das war, sich dem Widerstand der Weißen Rose anzuschließen und ihn im engsten Kern mitzutragen. Aus dem zentralen Manifest dieser studentischen Widerstandsgruppe – den sechs Flugblättern, die 1942/43 zum Umsturz des Naziregimes aufriefen – wollen wir anlässlich des 100. Geburtstags von Sophie Scholl am 9. Mai zitieren.
„Nur als Beispiel wollen wir die Tatsache anführen, die Tatsache, dass seit der Eroberung Polens dreihunderttausend Juden in diesem Land auf bestialischste Art ermordet worden sind. Hier sehen wir das fürchterlichste Verbrechen an der Würde des Menschen, ein Verbrechen, dem sich kein ähnliches in der ganzen Menschheitsgeschichte an die Seite stellen kann.“ (2. Flugblatt, Sommer 1942)
Sophie Scholl gehörte zu diesem Zeitpunkt noch nicht zur Kerngruppe, war aber vermutlich über das Vorgehen und die Inhalte eingeweiht. Für die Verteilung des fünften Flugblatts war sie jedoch maßgeblich verantwortlich. Darin heißt es:
„Jedes Volk, jeder einzelne hat ein Recht auf die Güter der Welt! Freiheit der Rede, Freiheit des Bekenntnisses, Schutz des einzelnen Bürgers vor der Willkür verbrecherischer Gewaltstaaten, das sind die Grundlagen des neuen Europa. Unterstützt die Widerstandsbewegung, verbreitet die Flugblätter.“ (5. Flugblatt, Januar 1943)
Der unermüdliche Aufruf zum Widerstand gegen das menschenverachtende Regime, die Zukunftsvision eines demokratischen und föderalen Europas und die klare Benennung des Massenmordes an den europäischen Juden sind das geistige Erbe der Weißen Rose, das bis heute fortdauert. Es ist auch das Erbe von Sophie Scholl.