NS-Zwangssterilisation und „Euthanasie“-Morde (2018-2020)

Über 180 Menschen, die in Ulm lebten, wurden im Rahmen der „Euthanasie“-Aktion im Nationalsozialismus ermordet, 1.155 Frauen und Männer wurden nach einem Urteil des Ulmer Erbgesundheitsgericht zwangsweise sterilisiert. Ein Netzwerk setzte sich seit 2017 für ein Erinnerungszeichen für die Ulmer Opfer von Zwangssterilisationen und Euthanasiemorden ein, das im Oktober 2019 eingeweiht wurde. Es ist das erste Projekt in einer baden-württembergischen Stadt, das die Forschungs- und Erinnerungsarbeit zu Euthanasie-Verbrechen erweitert und in Verbindung setzt mit den bisher kaum wahrgenommenen Zwangssterilisationen im NS. Neu war auch, ein solches Erinnerungszeichen an einem Gericht als historischem Tatort und im öffentlichen Raum zu errichten, um die Verstrickung der Justiz- und Medizinbehörden zu thematisieren. Getragen wurde das Projekt von einer zivilgesellschaftlichen Initiative, dem DZOK, der Stadt Ulm, dem Landgericht Ulm und dem Land Baden-Württemberg. Das Erinnerungszeichen befindet sich am Standort des ehemaligen Erbgesundheitsgerichts und in Sichtweite zum ehemaligen Gesundheitsamt. Ein umfangreiches Begleitprogramm zur Einweihung setzte vielfältige thematische Anknüpfungspunkte in die Gegenwart. Vertiefende Informationen bietet ein im Januar 2020 veröffentlichtes Gedenkbuch mit Biografien der Opfer der „Euthanasie“-Morde. Es würdigt auch die Betroffenen der NS-Zwangssterilisationen.

Erinnerungszeichen für die Ulmer Opfer von NS-Zwangssterilisation und „Euthanasie“-Morden, 2019. Foto: Georg Wodarz