Die Verdrängungsgesellschaft: 1949-1957
Die Jahre von 1948-57 stehen wirtschaftlich im Zeichen von Währungsreform, Wiederaufbau und Wirtschaftswunder. Gleichzeitig überlagert der Kalte Krieg die Auseinandersetzung mit dem Nationalsozialismus. Immer stärker wird der Ruf, einen „Schlussstrich“ unter die Vergangenheit zu ziehen. NS-Täter*innen werden juristisch rehabilitiert und knüpfen zum Teil an ihre früheren beruflichen Karrieren an. Ihre Integration wird durch das Schweigen über die Zeit des Nationalsozialismus ermöglicht. Die ehemals Verfolgten sehen sich einem Klima von Gleichgültigkeit und Missachtung ausgesetzt. Homosexuelle sowie Sinti und Roma werden gar erneut diskriminiert.
Sie schweigen aus anderen Gründen – zu schwer wiegen die Traumatisierungen und die gesellschaftliche Isolation, in welche ebenfalls die kommunistischen Verfolgten geraten. Das öffentliche Gedenken der Mehrheitsgesellschaft gilt den „eigenen Toten“: den Bombenopfern und gefallenen Soldaten. Die Militärstadt Ulm wird zum Treffpunkt von Soldatenverbänden, die in Totenkult und Geschichtsdarstellung das Bild einer „sauberen Wehrmacht“ pflegen. Sie dominieren zeitweilig die Erinnerungskultur. Erste Gedenkzeichen werden den Kriegstoten gewidmet.