Bürgerengagement und Vielfalt der Erinnerung: Entwicklungen ab 1968
Mit den Jugend- und Studentenprotesten von „1968“ werden wie nie zuvor kritische Fragen an die verdrängte Vergangenheit und deren Kontinuitäten gestellt. Es dauert aber bis in die 1980er Jahre, bis sich die Blockaden im lokalen Umfeld langsam lösen. Nach zähem politischen Ringen gelingt es der Lagergemeinschaft Heuberg-Kuhberg-Welzheim mit Ulmer Bürger*innen 1985 im Fort Oberer Kuhberg eine Gedenkstätte einzurichten, die dem Widerstand und den Opfern des Nationalsozialismus gewidmet ist. Geschichtswerkstätten tragen nun dazu bei, einige der vielen Lücken in der lokalen NS-Historie auszufüllen.
1988, 50 Jahre nach dem Novemberpogrom, erhält das Gedenken an die Verfolgung der Ulmer Juden und Jüdinnen und an den Holocaust in der Stadtkultur einen hohen Stellenwert. In den 1990er Jahren weitet sich der Blick auf das NS-Unrecht, neue Formen der Erinnerungskultur etablieren sich. Nicht zuletzt um bis dahin „vergessene“ Opfergruppen entzünden sich aber auch neue Konflikte. Auf die Fragen nach Täterschaft, dem richtigen Umgang mit Schuld und Verantwortung und den aus der Vergangenheit zu ziehenden Lehren gibt es bis heute keine abschließenden Antworten.