Gestern enthüllten Romani Rose, Vorsitzender des Zentralrats Deutscher Sinti und Roma, Oberbürgermeister Gunter Czisch, Dr. Nicola Wenge, wissenschaftliche Leiterin des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg und Dr. Michael Estler, Pfarrer St. Michael zu den Wengen, eine Gedenktafel für den Holocaustüberlebenden und Ulmer Bürgerrechtler Ranco Brantner.
„Indem wir Menschen wie Ranco Brantner an ihren ehemaligen Wohnorten ehren, verankern wir nicht nur das Gedenken an den Holocaust, sondern vor allem auch die lange und schwierige Auseinandersetzung über die Anerkennung der an unserer Minderheit verübten Verbrechen im lokalen Gedächtnis. Damit leisten wir einen wichtigen Beitrag, den Opfern der NS-Verfolgung ihre Identität und ihre Würde zurückzugeben.“ würdigte Romani Rose in seiner Rede die neu angebrachte Tafel am alten Portal der Wengenkirche.
Ranco Brantner lebte von 1972 bis zu seinem Tod am 5. Mai 1996 in Ulm und war Mitglied der Wengengemeinde. Am 7. April 1931 in Chemnitz als deutscher Sinto geboren, wurde er mit 13 Jahren aufgrund der NS-Rassenpolitik zwangsweise sterilisiert. Zahlreiche seiner Angehörigen wurden deportiert und ermordet. Ranco Brantner überlebte den Holocaust. Seit Ende der 1970er Jahre engagierte er sich in der Bürgerrechtsbewegung der deutschen Sinti und Roma im Kampf um ihre Anerkennung als Opfer des Nationalsozialismus: 1980 als Teilnehmer am Hungerstreik in der KZ-Gedenkstätte Dachau und 1981 bei der Besetzung des Tübinger Universitätsarchivs zur Herausgabe von NS-Rasseakten. Die offizielle Anerkennung des Völkermords an den Sinti und Roma im Jahr 1982 ist auch seinem Engagement zu verdanken.
Die Anbringung der Tafel durch die Stadt Ulm erfolgt auf Initiative des Zentralrats und des Dokumentations- und Kulturzentrums Deutscher Sinti und Roma. Sie konnte durch ein gemeinsames Engagement der Wengengemeinde, des Ulmer Stadtarchivs und des Dokumentationszentrums Oberer Kuhberg, wo sein Nachlass aufbewahrt wird, realisiert werden.